Chinesischer Corporate-Bond-Markt steuert auf ersten Ausfall zu
Die Krise der Solarindustrie, die besonders die deutschen Hersteller getroffen hat, erreicht nun auch immer stärker die Chinesen. Die Shanghai Chaori Solar Energy warnte jetzt davor, dass sie die am Freitag auf eine Anleihe fällig werdende Zinsen nicht vollständig wird bedienen können. Das wäre dann der erste Ausfall bei einem Unternehmensbond in China. Der Markt für Unternehmensanleihen hat in dem Land ein Volumen von umgerechnet 1,5 Billionen US-Dollar.
Shanghai Chaori Solar Energy, die im Bereich Solarenergie inklusive der Produktion von Silizium, Zellen, Photovoltaik-Modulen und Solarkollektoren tätig ist, muss am Freitag 89,9 Millionen Yuan oder umgerechnet 14,6 Millionen Dollar an Zinsen an ihre Gläubiger zahlen. Die Anleihe wurde vor zwei Jahren begeben und lautete auf eine Milliarde Yuan. In einer Mitteilung des Unternehmens vom späten Dienstagabend hieß es, "wegen zahlreicher unvorhersehbarer Ereignisse sind bisher nur 4 Millionen Yuan für die Zinszahlung zusammengekommen". Weitere Angaben in der Sache sparten sich die Chinesen.
Bislang haben die Regierung Chinas und die Staatsbanken größtenteils dafür gesorgt, dass Emittenten mit einem hohen Ausfallrisiko mit Mitteln oder verbesserten Kreditbedingungen über Wasser gehalten werden. Der Grund ist, dass die Chinesen befürchten, dass Ausfälle eine Verteuerung der Kredite verursachen könnten. Dies wiederum würde die Unternehmen, die bereits Probleme mit ihren Darlehen hätten, noch weiter in die Bredouille bringen.
Analysten sind aber der Auffassung, dass gerade das Ausbleiben von Kreditausfällen zu einer riskanteren Kreditaufnahme führt und die Anleger so weiter in Industrien investieren, die aktuell schon unter Überkapazitäten stöhnen.
Im vergangenen Monat spannte in China eine Provinzregierung einen Rettungsschirm für einen Steinkohle-Konzern, nachdem dieser eine Hochzinsanleihe nicht mehr bedienen konnte. Damit wurde der erste große Ausfall in dem schnell wachsenden, aber unregulierten Schattenkreditmarkt verhindert.
Die jüngsten Probleme von Shanghai Chaori Solar Energy kommen zu einem Zeitpunkt, nachdem auch schon andere chinesische Wettbewerber ins Straucheln geraten waren und unter anderem Zinsen in Dollar-Anleihen nicht mehr bedienen konnten. So musste der Photovoltaik-Hersteller Suntech Power Holdings, einst einer der größten seiner Zunft, in die Insolvenz gehen und Gläubigerschutz beantragen, weil das Unternehmen seine Schulden nicht mehr zurück zahlen konnte. Auch die LDK Solar Co knickte ein.
Aber die Chinesischen Hersteller blicken nicht ohne Hoffnung auf das Zukunftsgeschäft. Nachdem im letzten Jahr die teils ruinösen Überkapazitäten die Preise weltweit auf Talfahrt schickten, dürfte nun die Inlandsnachfrage in China anziehen. Denn das Land selbst will massiv auf Solarenergie setzen. An dem Preisverfall waren die Chinesen aber teilweise selbst schuld. Mit bis zu zehnfacher Produktionskapazität versuchten sie nämlich die anderen Wettbewerber, darunter viele deutsche Konzerne, mit den Billigpreisen aus dem Markt zu drängen.
Etliche deutsche Konzerne haben den Preiskampf nicht überlebt und die einst blühende Solarindustrie hierzulande musste die Segel streichen. Einige der ehemaligen Börsenlieblinge wie Solon, Solar Millennium, Solarhybrid und Q-Cells mussten Insolvenz anmelden. Neben den Dumpingpreisen aus China war es in Deutschland auch das Sinken der staatlichen Förderungen, die der Branche zum Verhängnis wurde. Ein weiteres Problem: Es ist keine Geheimwissenschaft mehr, Solartechnik herzustellen. Solarmodule sind nach Einschätzung von Experten längst keine Ingenieurprodukte mehr, sondern Handelsware.
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